Patricia Martsch, Foto: Ihsan Alisan
Ohne Vater in einer Wohnung
In Patricia Martschs raumgreifenden Installationen, Videoarbeiten und Performances geht es um unscheinbare Orte der Gewalt, Räume des Häuslichen, in denen Intimität und Bedürftigkeit vor vermeintlich vertrauter Kulisse aufeinandertreffen und die sich als Orte der Gewalt entpuppen können. Die Künstlerin, die 2022 an der HBK Braunschweig diplomierte, setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit intimen, dysfunktionalen Beziehungen auseinander, in denen durch Manipulation, Demütigung, Drohungen und Isolierung ein Gegenüber unterdrückt wird. Die Schwere der Darstellungen dieser Gewaltkreisläufe verliert sich in Patricia Martschs Arbeiten in einer Stimmung des Absurden, in einnehmenden, lauten und dystopisch überzeichneten Bildern. Patricia Martsch bedient sich an stereotypen Rollenbildern, die vielen vertraut sind; so greift sie zum Beispiel in ihrem Diplom klassische Märchenfiguren wie Bär und Hexe auf, um das toxische Potenzial einer Beziehung zwischen Mutter und Tochter aufzuzeigen. In der teilweise collagenhaften Montage, den Überlagerungen von aus der Kindheit bekannten Materialien, szenischen Erinnerungen und narrativen Einbindungen aus Märchen, Mythen und Traumsymboliken entlädt sich die mit dem Thema verbundene Ohnmacht im Spannungsfeld zwischen Nihilismus und Opulenz.
Patricia Martsch (*1995 in Bielefeld) hat ihren derzeitigen Lebensschwerpunkt in Braunschweig. Sie begann ihre Ausbildung 2015 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und studierte bei Hartmut Neumann, Eli Cortiñas und Candice Breitz. 2022 schloss sie ihr Studium der Freien Kunst mit Diplom ab. Martsch zeigte ihre Arbeiten sowohl in einer Reihe von Gruppenausstellungen wie in der Galerie Krobath in Wien oder im Kunstraum Magma Maria in Offenbach, als auch in Einzelausstellungen auf sozialen Medienplattformen im digitalen Raum.
Vermittlungsangebot im Rahmen der Ausstellung:
generationsübergreifender Workshop, Samstag, 4. März, 13 – 16 Uhr: Was wir brauchen
Was brauchen wir?
Das kann alles sein; Materielles, Immaterielles, Persönliches, Allgemeines.
Was ist unser Verhältnis zum Gebrauchten und was verbirgt sich hinter
dem Brauchen? Sehnen, Sucht, Abhängigkeit, Bedürftigkeit?
Wir besprechen, sammeln, tragen zusammen, schreiben auf, zeichnen auf. Dafür nutzen wir Materialien wie Kreiden, Buntstifte, Filzstifte, Papier und Stoffe. In Interaktion mit alltäglichen Dingen (z.B. leere Flaschen, Kisten, Textilien, Stifte, Regenschirme) und unserem Körper werden aus der oben skizzierten Auseinandersetzung in Anlehnung an One-Minute-Sculptures Fotos und/oder Videos von den Ideen und Versuchen entstehen, dieses Brauchen auszudrücken.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Teilnehmende sollten sicher eine Schere bedienen können.
Bitte melden Sie sich an unter: kontakt@kunstverein-wf.de
Eröffnung
Sonntag, 22. Januar 2023, 11:30 Uhr